Die Gründe für das Dauerhoch
Rekord, Rekord! Fast täglich erreichen uns entsprechende Nachrichten von der Frankfurter Börse. Der DAX geht durch die Decke. Seit Jahresbeginn ist der Index um knapp 20% gestiegen, hat die 9000er Marke geknackt und steuert einem Wert von 10.000 Punkten entgegen. Alles in Butter, könnte man meinen. Doch der Erfolg hat auch seine Schattenseiten. Die Gründe für die Rekordwerte und die damit verbundenen Chancen und Risiken werden hier gegenübergestellt.
Wie lässt sich dieser Rekord erklären? Zunächst ist zu bemerken, dass die weltweite Liquiditätsüberflutung der Märkte wesentlich zu den derzeitigen Werten beitragen. Die EZB entschloss sich im Zuge der Eurokrise den Leitzins zu senken, um den Banken die Geldaufnahme zu erleichtern. Kredite wurden günstig wie nie. Mit dieser Geldpolitik wurde das Ziel verfolgt die Konjunktur in Schwung zu bringen und die Rezession zu überwinden, die sich in weiten Teilen des Euroraums breit gemacht hatte. Die EZB scheute sich nicht davor Staatsanleihen zu kaufen und die Notenpresse anzuwerfen. Eine ähnliche Politik verfolgt auch die US-Notenbank Fed. Sie betreibt eine sehr lockere Geldpolitik und wirft Milliarden auf den Markt. Unter der neuen Vorsitzenden Janet Yellen wird sich dieser Trend vermutlich fortsetzen, sie ist für ihre lockere Geldpolitik bekannt. Diese Maßnahmen führen dazu, dass mehr und mehr investiert wird. Die im DAX notierten Unternehmen gewinnen an Wert und damit steigt der Indexwert insgesamt.
Der Optimismus scheint keine Grenzen zu kennen, die Anleger agieren teilweise wie im Rausch. Die Beilegung der US-Haushaltskrise befeuerte die Investitionslust der Anleger zusätzlich. Die Situation erinnert in Teilen erschreckend stark an den Ausbruch der letzten Weltwirtschaftskrise, die mit der Immobilienkrise in den USA 2007 begann. Die gegenwärtige Liquidität ist durch die Geldpolitik der EZB und der Fed künstlich geschaffen worden. Das Entstehen einer neuen Blase droht. Da die Finanzmärkte in unserer heutigen globalisierten Welt eng miteinander verknüpft sind, empfiehlt sich beispielsweise der Blick nach China, der das vorhandene Crashpotenzial verdeutlicht. Die Immobilienpreise steigen in China im Schnitt momentan jährlich um 10%, in Metropolen wie Peking oder Shanghai sogar um 20% an. Kommt es im China zum Crash hat dies unmittelbare Auswirkungen auf den weltweiten Markt.
Erst kürzlich prophezeiten Analysten der Deutschen Bank, dass der DAX noch vor Jahresende einbrechen, sich aber im neuen Jahr wieder erholen werde. Kritiker werfen der Bank allerdings vor, dass sie nur aufgrund eigener Interessen Panik schüren möchte. Gerade die Börse ist ein von Psychologie bestimmter Ort. Vertrauen und Misstrauen sorgen für Investitionen oder ggf. für Panikverkäufe. Große Institutionen oder renommierte Experten können dies nutzen, um die Anleger zu ihren Gunsten zu beeinflussen.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass die aktuelle Entwicklung mit Vorsicht zu genießen ist. Es besteht durchaus die Chance, dass sich die Weltwirtschaft durch die Investitionen endgültig erholt. Vertrauen in den Markt ist für diese Entwicklung wichtig. Blindes Vertrauen dagegen höchst gefährlich. Ob der Absturz des DAX kurz bevor steht ist fraglich. Fest steht aber, dass die Rekordjagd irgendwann ein Ende haben muss.